Heute, am 24. April 2022, jährt sich der Genozid an unserem Volk zum 107. Mal. Wir gedenken unserer Vorfahren die durch den absoluten türkischen Vernichtungswillen entmenschlicht, entwurzelt, enteignet und ermordet wurden.
Dieser Vernichtungswille, der den Eigenwert eines jeden Armeniers und jeder Armenierin im Osmanischen Reich, ganz gleich ob Greis, Kind oder Ungeborenes, negierte und zum bloßen Objekt der türkischen Wut degradierte, besteht in den heutigen Republiken der Türkei und Aserbaidschan fort. Dieselben Deutungsmuster und ökonomischen Beweggründe für die Zerstörungsabsicht gegen alles Armenische stellen die Grundsteine beider Diktaturen dar, deren Staatsgebilde auf dem blutigen Boden der Vernichtung und Enteignung das armenischen Volkes in ihrem historischen Siedlungsgebiet errichtet wurden.
Die Menschen in der Republik Arzach spüren die Trauer aber auch die Wachsamkeit, die der heutige Gedenktag in sich trägt am stärksten unter allen Armeniern. Jeden Tag könnten die ethnische Säuberungen und Massaker fortgesetzt werden, ihre Existenz und Kultur von Aserbaidschan vollends zerstört werden. Der türkisch-aserische Vernichtungswille war und wird daher stets die alleinige Störung jeglicher Grundlage für eine Annäherung zwischen den Armeniern und den Nachfahren der Täter bleiben. Es ist nicht die Last der Nachfahren der Opfer, den kontinuierlichen Vernichtungswillen der Gegenseite zu ignorieren und um des Friedens willen Frieden zu schließen. Die Bringschuld liegt bei den Nachfahren der Täter und bei den heutigen Tätern.
Angesichts der aktuellen militärischen Aggressionen gegen Arzach sowie Armenien und der kontinuierlichen Leugnung des Völkermords an den Armeniern durch den Täterstaat, ist jede Form von Annäherung oder gar Frieden reine Unterwerfung und Selbstverleugnung. Die Menschen in Arzach machen sich keine Illusionen über ihre Nachbarn. Jeder Armenier sollte ihrem Urteil trauen.
Wir gedenken heute auch den zahlreichen Armeniern, die sich in allen Teilen des Osmanischen Reiches zum Schutze ihres Volkes gegen die Völkermörder zur Wehr setzten und etliche Existenzen retteten, die heute in der dritten und vierten Generation in der Diaspora, in Armenien oder in Arzach weiterleben und unser kulturelles Erbe erhalten. Die Bewahrung dieses Erbes ist ein Zeichen für unsere jahrtausendealte Widerstandsfähigkeit, eine Ehre für jeden Armenier und jede Armenierin.
Georgi Ambarzumjan am 24. April 2022
Präsident
AGBU Germany e.V.