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108. Gedenktag an den Genozid
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Heute jährt sich der Genozid an den Armeniern, der von der Türkei vor 108 Jahren begangen wurde. Dieses grausame Verbrechen an der Menschheit war eine der ersten systematischen Völkermorde des 20. Jahrhunderts und tötete über 1,5 Millionen Armenier und war damit der Auftakt für die weiteren Völkermorde an den Aramäern (Syrer/Assyrer/Chaldäer) und Pontus-Griechen und vertrieb viele von ihnen aus ihrer historischen Heimat.

Die Überlebenden zeigten eine große Resilienz, um die Traumata von Massakern, Deportationen, ihren menschlichen und kulturellen Verlusten, die sie erlitten hatten, durchzustehen und sich ein neues Leben aufzubauen. Ein wichtiger Faktor für diese Kraft sich in einer feindseligen Welt trotz aller Hindernisse, die eigene kulturelle Identität zu bewahren, ist und war die Armenian General Benevolent Union, die vor 117 Jahren in Kairo entstand und bis heute die größte armenische gemeinschaftsbildende Organisation der Welt ist. Sie unterstützt und fördert die armenische Kultur, Bildung und Identität überall, wo Armenier leben.

Dieselbe Widerstandskraft bleibt in Armenien und insbesondere in Arzach weiterhin unabdingbar. Als Nachfahren der Überlebenden sehen wir mit Sorge, wie Armenier in den beiden armenischen Republiken wieder mörderischen Angriffen seitens Aserbaidschan und der Türkei ungeschützt ausgesetzt sind. 75 Jahre nachdem Stalin mit der Berliner Blockade die Menschen in Berlin von der Außenwelt abgeschottet hat, hat der aserbaidschanische Diktator Alijew in dieselbe Werkzeugkiste gegriffen und blockiert seit mehr als vier Monaten die einzige Lebensader für die Menschen in der Republik Arzach mit dem Ziel sie zur Flucht zu zwingen. Medikamente und Lebensmittel werden nicht geliefert und eine Luftbrücke wird durch die Drohung Flugzeuge abzuschießen verunmöglicht. Dies ist das Zeugnis einer genozidialen Politik Aserbaidschans, die von der Türkei unterstützt wird.

Am Vorabend des heutigen Gedenktages hat die aserbaidschanische Diktatur zusätzlich zur anhaltenden Blockade an derselben Straße, die nach Arzach hinein- oder hinausführt, einen Kontrollpunkt errichtet, was nicht nur zu erneuten Angriffen auf Zivilisten und weiteren ethnischen Säuberungen, sondern auf die komplette Kontrolle über das Leben der dortigen armenischen Bevölkerung führen wird.

Aus Gründen der Appeasement-Politik – die sich oft als Realpolitik tarnt – wird diese Bedrohung seitens der als „freien Welt“ bezeichneten Gemeinschaft westlicher Staaten nicht wahrgenommen. Nicht einmal die Angriffe auf das Territorium der Republik Armenien führten dazu, dass Aserbaidschan von Staaten sanktioniert wurde, die bei anderen Angriffskriegen deutlichere Worte finden. Wir erinnern uns auch an den Beginn des 20. Jahrhunderts, als dieses Negativ-Beispiel ein Jahrhundert voller Gemetzel und Zerstörung eingeleitet hat.

Gerade deshalb erinnern wir uns an diejenigen, die sich mutig gegen die Vernichtung, durch die von deutschen Offizieren angeführten osmanischen Truppen gewehrt haben, wie die Armenier auf dem Moses Berg oder in Van. Sie waren ein Vorbild für andere Gemeinschaften, die unter Verfolgung und drohender Auslöschung litten, wie die Juden im Warschauer Ghetto. Entzündet durch das literarische Meisterwerk “Die vierzig Tage des Musa Dagh” von Franz Werfel aus dem Jahr 1933 identifizierten sich die Juden mit dem Schicksal der Armenier und wagten einen heroischen Aufstand gegen die Nationalsozialisten. Die Erinnerung an den jüdischen Widerstand gegen die nationalsozialistische Vernichtungspolitik vor fast genau 80 Jahren (19. April) und der armenische Widerstand zeigen uns, dass selbst in den dunkelsten Zeiten der Geschichte der menschliche Geist nicht gebrochen werden kann.

Es ist an der Zeit, dass wir uns dem Geist dieser Widerstandskämpfer anschließen und uns gegen die menschenverachtenden und genozidialen Kräfte stellen. Die deutsche Bundesregierung, die eigenen Proklamationen entsprechend eine sog. “feministische und wertebasierte” Außenpolitik verfolgt, sollte die von der der Türkei und Aserbaidschan verfolgten Armenier in Arzach als schützenswerte Gemeinschaft anerkennen und dem deutschen Versprechen in Form der Bundestagsresolution aus 2015 nachkommen und sich für sie einsetzen. Alles andere wäre die Kontinuität der deutschen Beteiligung an Verbrechen gegen die Armenier.

Ohanes Hovig Altunkaya
Georgi Ambarzumjan
Präsidium
AGBU Germany e.V.

Eine Delegation von AGBU Germany an der Gedenkstätte für Genozidopfer in Berlin

Headquartered in Berlin, AGBU Germany is the first German Chapter of the New York-based Armenian General Benevolent Union (AGBU), the world’s largest non-profit organization devoted to upholding the Armenian heritage through educational, cultural, and humanitarian programs across the globe. AGBU has an active presence in 32 countries and 75 cities.

AGBU Germany was founded in 2020 in the awareness of its responsibility towards the Armenians in Germany, Armenia, Artsakh, and the Diaspora. Inspired by the unwavering determination of its mother organization AGBU founded in 1906, and in appreciation and recognition of its continuous achievements, the Chapter fits as a German link into the ranks of international AGBU Chapters as well as into the global Armenian nation.

Paris 1925, meeting of the AGBU Central Board, seated center, Boghos Nubar. Earliest photo available of the Central Board.
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