Kontinuitäten des Antisemitismus: Solidarität, Appeasement und Spaltung
Berlin – January 5, 2021
Georgi Ambarzumjan nahm an einer Gesprächsrunde im Rahmen der Reihe des Forums demokratische Kultur und zeitgenössische Kunst der Amadeu Antonio Stiftung in Kooperation mit der Volksbühne Berlin teil.
Er brachte eine armenische Perspektive ein, indem er Parallelen und Unterschiede zwischen den verschiedenen Minderheitenerfahrungen von Armeniern, Juden, Jesiden, Kurden und Türken verdeutlichte.
Ein Klassiker der antisemitischen Propaganda ist der Vorwurf, Juden würden die Gesellschaft spalten. Dabei wurden sie in diesem abstrakten Bedrohungsszenario nie als Gruppe gesehen, die sich abzuspalten droht, sondern als Fremdlinge, die die vermeintlich solidarische Gemeinschaft vorsätzlich zerreißen, um aus den entstehenden Konflikten Profit zu schlagen. Auch andere Gruppen haben diese Erfahrungen tief in ihr kollektives Gedächtnis integrieren müssen. Armenier, Kurden, Jesiden und andere Minoritäten wurden historisch immer wieder zum Faustpfand für Appeasement und künstliche Solidarität von Mehrheitsgesellschaften.
Aus armenischer Sicht waren insbesondere die – frei nach Adorno – “Gerüchte über die Armenier” zu nennen, die sich mit den rassistischen Stereotypen über die Juden größtenteils decken und somit Parallelen bei der Verfolgung der beiden Gruppen erzeugten. Beide Gruppen wurden daher auch häufig als Sündenböcke instrumentalisiert, um eine vermeintliche Spaltung der Gesellschaft zu konstruieren: “Der Armenier ist wie der Jude, außerhalb seiner Heimat ein Parasit” – General Fritz Bronsart von Schellendorf, Chef des osmanischen Feldheeres in Konstantinopel, 1919.
Teilnehmer:
Dastan Jasim: Politikwissenschaftlerin und doctoral fellow beim German Institute for Global and Area Studies
Erica Zingher: Redakteurin im Ressort taz zwei für Gesellschaft und Medien
Georgi Ambarzumjan: Präsident von AGBU Germany
Die Moderation führte Hengameh Yaghoobifarah.
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AGBU Germany was founded in 2020 in the awareness of its responsibility towards the Armenians in Germany, Armenia, Artsakh, and the Diaspora. Inspired by the unwavering determination of its mother organization AGBU founded in 1906, and in appreciation and recognition of its continuous achievements, the Chapter fits as a German link into the ranks of international AGBU Chapters as well as into the global Armenian nation.