Close
Type at least 1 character to search
Back to top
VICE-Interview zur Blockade in Arzach mit Georgi Ambarzumjan
Share via
Vorschaubild VICE
In einem ausführlichen Interview mit VICE räumt AGBU Germany Präsident Georgi Ambarzumjan mit einigen Missverständnissen über den Saudkakasus auf und erklärt, was die von Aserbaischan verursachte humanitäre Katastrophe in Arzach mit Deutschland zu tun hat.
 

Berlin – January 20, 2023

Ein militärisch überlegener autoritärer Staat überfällt seinen demokratischen Nachbarn, und das mitten in Europa. Kennt man, klar. Russland und die Ukraine, da lesen wir jeden Tag den Liveticker, hören Podcasts, verfolgen die Statistiken über zerstörtes Kriegsgerät. Dass aber nur ein paar hundert Kilometer weiter südlich eine andere Diktatur eine andere Demokratie belagert, dass hier schon mehrfach Kriege begonnen wurden, Menschen vertrieben, Frauen vergewaltigt, Zivilisten ermordet wurden, hört man selten. Zeit, dass sich das ändert.

Bergkarabach ist ein kleiner Landstrich zwischen Armenien und Aserbaidschan, über dessen Zugehörigkeit die beiden Länder streiten. Das ölreiche Aserbaidschan wird seit Jahrzehnten von einer korrupten Dynastie regiert, die Menschenrechte mit Füßen tritt, den Aliyevs. In Bergkarabach leben fast ausschließlich Armenier, die auch einen eigenen Staat gegründet haben: Arzach.

Weil die Region eingeschlossen ist von Aserbaidschan, gibt es nur eine Zufahrtsstraße von Armenien in das Gebiet: Den Latschin-Korridor. Seit gut fünf Wochen nun blockieren Aserbaidschaner diese Lebensader von Bergkarabach. Nichts kommt durch. Keine Nahrungsmittel, keine Medizin. Die 120.000 Menschen dort leben nur noch von ihren Vorräten, in den Parks der Städte bauen sie Gemüse an, um nicht zu verhungern.

Georgi Ambarzumjan stammt aus Armenien und ist Präsident der deutschen Dependance der weltweit größten armenischen Wohltätigkeitsorganisation AGBU, der Armenian General Benevolent Union. Sie ist ein wichtiger Bestandteil der armenischen Diaspora, und fördert die Erhaltung der armenischer Kultur und Identität. Aufgrund des Genozids durch das Osmanische Reich 1915 leben weltweit etwa zehn Millionen Armenier verstreut. In Armenien und Arzach leistet die AGBU humanitäre Hilfe und investiert in gemeinnützige Projekte. Georgi Ambarzumjan ist ein Kenner des Konflikts zwischen Aserbaidschan und Armenien, gibt regelmäßig Interviews hierzu und trat auch in einer Bundespressekonferenz zu diesem Thema auf.

Wir haben mit ihm gesprochen.

VICE: Warum geht es uns etwas an, was in Bergkarabach passiert?

Georgi Ambarzumjan: Dort werden gerade 120.000 Menschen ausgehungert, darunter 30.000 Kinder. Das geht uns alle an. Auch weil es Angehörige eines Volkes sind, das Anfang des 20. Jahrhunderts einen Genozid überlebt hat. Und zwar einen Genozid mit deutscher Beteiligung.

Deutscher Beteiligung?
Das Osmanische Reich, Kriegsverbündeter des deutschen Kaiserreichs im 1. Weltkrieg, ermordete mehr als 1,5 Millionen Armenier. Deutschland war im Bilde und hat nichts dagegen unternommen.

Headquartered in Berlin, AGBU Germany is the first German Chapter of the New York-based Armenian General Benevolent Union (AGBU), the world’s largest non-profit organization devoted to upholding the Armenian heritage through educational, cultural, and humanitarian programs across the globe. AGBU has an active presence in 32 countries and 75 cities.

AGBU Germany was founded in 2020 in the awareness of its responsibility towards the Armenians in Germany, Armenia, Artsakh, and the Diaspora. Inspired by the unwavering determination of its mother organization AGBU founded in 1906, and in appreciation and recognition of its continuous achievements, the Chapter fits as a German link into the ranks of international AGBU Chapters as well as into the global Armenian nation.

Paris 1925, meeting of the AGBU Central Board, seated center, Boghos Nubar. Earliest photo available of the Central Board.
AGBU's Mission and History
vorschau leadership
AGBU Germany's Leadership